Robben Island: Eine Reise in Südafrikas dunkle Vergangenheit
Robben Island ist vielleicht nicht so bekannt wie Alcatraz, doch seine Geschichte ist äußerst bewegend. Die ehemalige Gefängnisinsel steht für die Unterdrückung der People of Colour während der Apartheid und wurde mit Zunahme der Anti-Apartheid-Bewegung zum berüchtigtsten Gefängnis in Südafrika für politische Gefangene. Der wohl berühmteste Insasse ist mit Sicherheit Nelson Mandela, der 18 Jahre seiner insgesamt 27- jährigen Haftzeit auf Robben Island verbrachte. Und zwar in einer vier Quadratmeter großen Zelle in Einzelhaft.
Heute ist das frühere Gefängnisgebäude ein Museum, das Robben Island Museum. Die Insel wurde in den 1990er-Jahren zu einem Natur- und Nationaldenkmal erklärt und gehört seit 1999 zum UNESCO-Welterbe. Beim Besuch von Robben Island kannst du die emotionale Geschichte des südafrikanischen Freiheitskampfes förmlich spüren.
Das Wichtigste in Kürze
- Robben Island ist eine ehemalige Gefängnisinsel, wo Nelson Mandela und andere politische Aktivisten während der Apartheid inhaftiert waren.
- Heute ist die Insel ein UNESCO-Weltkulturerbe und ein Symbol für Freiheit und Widerstand.
- Besuche auf Robben Island sind nur als geführte Touren möglich. Sie beginnen an der Victoria & Alfred Waterfront.
- Die Tour dauert einschließlich der Fährfahrt etwa 3,5 Stunden.
Die Überfahrt nach Robben Island
Robben Island ist eine Insel in der Tafelbucht etwa 12 Kilometer von der Küste Kapstadts entfernt. Das nächstgelegene Festland ist Bloubergstrand und ist ca. 6 Kilometer entfernt. Auf der Insel gibt es einen kleinen Flugplatz. Dieser wird aber selten benutzt. Meistens, wenn Staatsbesuch erwartet wird.
Die Insel wird mehrmals täglich mit Fähren angefahren – wenn das Wetter es zulässt. Die Fähren starten vom Nelson Mandela Gateway an der Victoria & Alfred Waterfront in Kapstadt. Tickets kannst du online oder am Terminal des Robben Island Museum kaufen.
In der Hauptsaison vom 01. September bis 30. April starten die Touren um 9.00, 11.00, 13.00 und 15.00 Uhr. In der Nebensaison vom 01. Mai bis 31. August entfällt die Tour um 15.00 Uhr. Die Touren dauern einschließlich der Fährfahrten ungefähr 3,5 Stunden.
Aufgrund der Beliebtheit der Touren solltest du dich frühzeitig um Tickets kümmern. Als Nicht-Südafrikaner beträgt der Eintritt für Erwachsene 600 ZAR (ca. 30 €) und für Kinder 310 ZAR (ca. 15,50 €). Du solltest unbedingt deinen Reisepass dabeihaben, dieser ist nämlich an der Kasse vorzulegen. Sollte eine Tour aufgrund schlechten Wetters ausfallen, verfällt dein Ticket nicht, sondern ist dann an einem anderen Tag einlösbar.
Bevor du auf die Fähre steigst, wird noch ein Foto von dir, der Fähre und dem Robben Island Logo gemacht. Wenn du möchtest, kannst du das Foto käuflich erwerben. Der Preis ist wirklich fair und du hast eine schöne Erinnerung.
Die Überfahrt dauert je nach Schiff ca. 45 Minuten. Der Wellengang kann teilweise ganz ordentlich sein und für ein wenig Geschaukel sorgen. Während der Fahrt wird ein Infofilm zu Robben Island auf Englisch gezeigt, der sehr informativ und bewegend ist.
Entdecke die Insel und das Gefängnis
An der Ostküste der Insel, am Murray´s Bay Harbor, angekommen, stehen bereits Busse bereit. Auf dem Weg zu ihnen kommst du an einer hohen, von Häftlingen erbauten Mauer und Gebäuden vorbei, die früher für Familien- und Anwaltsbesuche genutzt wurden. Mit den Bussen geht es dann zunächst auf eine kleine Rundfahrt über die Insel. Währenddessen bekommst du alle historischen Stätten zu sehen, darunter die Steinbrüche, den Friedhof der an Lepra Gestorbenen, das Haus von Robert Sobukwe (der darin 6 Jahre in Einzelhaft gehalten wurde), die Armee- und Marinebunker sowie das Hochsicherheitsgefängnis. Zwischendurch wird eine kurze Pause an der Küste gemacht. Dort gibt es auch einen kleinen Souvenir-Shop und Toiletten.
Auf den Spuren von Nelson Mandela
Nach der Rundfahrt erwartet dich eine Führung durch die Gefängnisanlage und die dazugehörigen Gebäude. Die Führungen werden oftmals durch ehemalige Inhaftierte durchgeführt, was den Besuch noch realer und bewegender macht.
Die Touren starten mit den Allgemeinflächen und Ausstellungsräumen. In den Gruppenzellen lassen sich noch die „Matten“, die als Schlaflager dienten, begutachten. Die Kleidung und die Werkzeuge, die in den Steinbrüchen eingesetzt wurden, oder die völlig zerfledderten Briefe – weil zensiert – sind ebenfalls ausgestellt. Hier bekommst du einen ziemlich guten Eindruck davon, wie die Lebensumstände zu Zeiten der Apartheid auf Robben Island ausgesehen haben.
Auch auf der Gefängnisinsel wurden die „schwarzen“ schlechter behandelt als die weißen oder farbigen Gefangenen. Anfänglich bekamen die schwarzen Insassen beispielsweise nur kurze Hosen und kurzärmlige Hemden. Essen und Trinken waren ebenfalls deutlich geringer rationiert.
Zu guter Letzt geht es in den Trakt mit den Einzelzellen. In vielen Zellen hängen Bilder und Namen ihrer „berühmten“ Bewohner. Die Ausstattung entspricht noch der aus jener Zeit des Hochsicherheitsgefängnisses. Das Highlight ist die Besichtigung der Zelle von Nelson Mandela.
Leider ist während der Besichtigung des Gefängnisses nicht viel Zeit innezuhalten und der Menschen zu gedenken, die hier für ihre Überzeugungen und Gerechtigkeit inhaftiert wurden. Die Touren sind nämlich zeitlich sehr eng getaktet und die Besucher werden mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, rechtzeitig an der Fähre für die Fahrt zurück an die Victoria & Alfred Waterfront zu sein. Trotz dieses Zeitdrucks ist der Ausflug nach Robben Island sehr bewegend und ergreifend.
Die Geschichte von Robben Island
Die erste dokumentierte Landung von Europäern auf Robben Island erfolgte im Jahr 1498, als eine Gruppe portugiesischer Seeleute dort Zuflucht suchte und in einer Höhle übernachtete.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde Robben Island bereits als Sträflingskolonie genutzt. Die Insel war gut als Gefängnis geeignet, denn Fluchtversuche waren aufgrund der Entfernung zum Land und der kalten und gefährlichen Strömung praktisch unmöglich. Außerdem gab es ein gutes Vorkommen von Malmesbury-Stone, der in den Steinbrüchen von den Sträflingen abgebaut wurde. Kalk und Schiefer wurden für den Bau des „Castle of Good Hope“, das alte Fort in Kapstadt, genutzt.
Später errichteten die Niederländer einen Stützpunkt im Auftrag der Ostindischen Handelskompanie, nachdem die Briten sich gegen eine Kolonie am Kap der Guten Hoffnung entscheiden hatten. Der berühmteste von ihnen ist Jan van Riebeeck, der am 6. April 1652 in der Bucht unter dem Tafelberg anlegte. Zu dieser Zeit internierte man Angehörige der Khoikhoi auf Robben Island.
Einige Jahre später kamen auch die ersten Malayen als Plantagenarbeiter und mit ihnen der Islam in die Region. Den Sklaven war es verboten, persönliche Gegenstände, insbesondere den Koran, mit in die Gefangenschaft zu nehmen. Um 1785 wurde erstmals ein bekannter Muslim nach Robben Island gebracht. Abdullah Qadi Abdussalam oder auch Tuan Guru genannt. Während seiner Gefangenschaft auf Robben Island schrieb er den Koran auswendig nieder und dieser Koran gilt als erste Koranschrift Südafrikas. Nach Übernahme der Herrschaft durch die Briten wurde Religionsfreiheit gewährt und um 1795 wurde Tuan Guru der Imam der ersten Moschee Südafrikas in der Auwal-Moschee in Bo-Kaap. Hier wird auch ein Exemplar „seines“ Korans aufbewahrt.
Robben Island in Zeiten der britischen Kolonie
Auch während der britischen Herrschaft ab Anfang der 1800er-Jahre diente Robben Island weiterhin als Gefängnis. Der berühmteste Insasse dieser Zeit war Xhosa-Befehlshaber Makana Nxele. Er hatte im Rahmen der Grenzkriege 1819 einen Aufstand gegen die britische Kolonialherrschaft angeführt. Als er versuchte von der Insel zu fliehen, ertrank er, bevor er das Festland erreichte.
Auch die Xhosa-Anführer Sandile und Magoma waren auf Robben Island in Haft.
1843 wurde das Gefängnis zunächst geschlossen und Leprakranke wurden auf die Insel verbannt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es auf der Insel Lager für Leprakranke, die in isolierten Dörfern lebten. Mit selbstgebrochenem Schiefer bauten sie sich die Church of the Good Shepard, die noch heute existiert. 1931 wurden die Überlebenden der Lepra-Station nach Pretoria umgesiedelt.
Ab 1939 diente Robben Island als Militärbasis, bevor die Insel 1961 wieder zu einer Gefängnisinsel wurde. Vor allem politische Gefangene wurden hier während der Apartheid inhaftiert. Das Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene wurde 1991 geschlossen. Für gewöhnliche Kriminelle erfolgte die Schließung 1996 und die letzten 300 Gefangenen und ihre 90 Aufpasser verließen die Sträflingsinsel.
1997 wurde Robben Island durch die Regierung zu einer nationalen Gedenkstätte erklärt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1999 nahm die UNESCO Robben Island in die Liste des Weltkulturerbes auf.
Robben Island während der Apartheid
Robben Island erlangte während der Apartheid zunehmend an trauriger Bedeutung. Die Anti-Apartheid-Bewegung gewann immer mehr an Stärke und Apartheidsgegner wurden als politische Häftlinge auf die Gefängnisinsel gebracht. Zu den bekanntesten Häftlingen gehörten sieben der acht Verurteilten des Rivonia-Prozesses, unter anderem Nelson Mandela, Walter Sisulu und Ahmed Kathrada.
Sie mussten unter schlimmsten Bedingungen harter Arbeit in Steinbrüchen nachgehen, waren unzulänglich bekleidet und mussten auf dünnen Strohmatten auf den kalten Steinfußböden schlafen.
1967 traten die Häftlinge in einen unbefristeten Hungerstreik für mehr Decken, mehr Essen und die Erlaubnis, im Gefängnishof Fußball und Rugby spielen zu dürfen. Der Streik war erfolgreich.
1974 wurde der Steinbruch aufgrund der zunehmend lauter werdenden internationalen Proteste geschlossen. Für manche Gefangene war dies allerdings zu spät, denn der gleißend helle Kalkstein hatte vielen Häftlingen bereits die Augen verdorben. Darunter auch Nelson Mandela.
Die Gefangenen schafften es durch die erbitterten Streiks und Proteste nicht nur humanere Haftbedingungen zu schaffen, sondern durften dann auch in Haft studieren. Da Mandela einen großen Anteil an der Bewegung hatte, wurde Robben Island unter den Insassen auch „Mandela University“ genannt. Ahmed Kathrada erwarb in dieser Zeit vier Bachelor-Abschlüsse. Master-Abschlüsse verwehrte man ihm. Auch der erste Teil von Nelson Mandelas Biografie „Der lange Weg zur Freiheit“ entstand hier.
Als Nelson Mandela 1994 der erste schwarze Präsident Südafrikas wurde, berief er elf seiner Mithäftlinge von seiner Zeit auf Robben Island in seine Regierung.
Geografie der Gefängnisinsel
Robben Island ist 507 Hektar groß und damit die größte Insel im südafrikanischen Küstenbereich. Die Insel liegt 12 Kilometer vor der Küste Kapstadts und ist 60 Kilometer vom Kap der Guten Hoffnung entfernt. Es ist die Spitze eines versunkenen Berges und ist durch einen Unterwassersattel mit Blouberg verbunden. Geologisch gehört Robben Island zur Tygerberg-Formation. Der höchste Punkt der Insel ist der Pinto Hill (ehemals Fire Hill) mit 30 Metern und seinem Leuchtturm. Der 18 Meter hohe Leuchtturm wurde 1865 erbaut, nachdem unzählige Schiffe Schiffbruch erlitten hatten.
Auf der Insel befinden sich nicht nur das ehemalige Gefängnis und die Steinbrüchem in denen die Gefangenen arbeiten mussten, du findest dort auch bewohnte Siedlungen. Die größte Siedlung hatte 2011 116 Einwohner.
Flora und Fauna
Wo Robben Island für viele Menschen im Laufe der Zeit kein Ort war, an dem er sich freiwillig aufhalten möchte, so bildet er doch für etwa 132 Vogelarten einen sicheren Zufluchtsort. Darunter sind auch einige vom Aussterben bedrohte Arten.
Viele der Vögel nutzen die Insel zum Brüten oder Rasten. Die Kronenscharbe und der Schwarzkronen-Nachtreiher, die eigentlich auf dem Festland leben, brüten auf Robben Island sogar in großen Kolonien.
Auf der Insel gibt es über 20 verschiedene Säugetierarten. Darunter Bonte-, Spring- und Steinböcke, Damhirsche und Elenantilopen. Aber auch Strauße, Eidechsen, Geckos, Schlangen und sogar drei verschiedene Schildkrötenarten.
Auf der Bootsfahrt zur Insel kannst du mit etwas Glück viele verschiedene Seevögel und Meeressäugetiere beobachten, darunter Kappelzrobben, Südliche Glattwale, Schwarz- und Heaviside-Delfine. Aus dem Südatlantik sorgt der kalte Benguela-Strom für gemäßigte Temperaturen an Land und lässt eine bunte und vielfältige Kaltwasser-Flora an der Steilküste und dem Meeresgrund entstehen. Robben Island ist ein natürliches Habitat für Robben und Pinguine und mit ein wenig Glück läuft dir auch noch eine Schildkröte über den Weg.
Durch die lange Zeit angewandten verschiedenen landwirtschaftlichen Praktiken wurde die natürliche Vegetation nachträglich beeinträchtigt. Trotzdem kann man auch hier noch im Frühling die für die Westküste Südafrikas typischen wunderschönen Steppenblumen bewundern.
Robben Island Museum
Als Robben Island 1997 zu einem Museum erklärt wurde, geschah dies mit einer Vision:
„Um Robben Island als inspirierenden nationalen Schatz und Weltkulturerbe zu bewahren und zu fördern, der den Triumph des menschlichen Geistes über extreme Widrigkeiten und Ungerechtigkeit symbolisiert.“
Dem Ansatz des Naturschutzmanagements von RIWHS liegen vier Hauptschutzprinzipien zugrunde:
- Es gibt ein sich entwickelndes Verständnis der Bedeutung und des Wertes von Robben Island, das sowohl materielle als auch immaterielle Manifestationen in kulturellen und natürlichen Kontexten hat;
- Der kulturelle Wert von Robben Island ist sowohl lokal als auch universell;
- Der Wert des Kulturerbes von Robben Island steht im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Debatten, beispielsweise über Stigmatisierung, Menschenrechte, Versöhnung und Heilung.
- Das Robben Island Museum setzt sich für einen auf Naturschutz basierenden Entwicklungsansatz und ein transparentes, nutzungsbasiertes, richtlinienbasiertes und prozessgesteuertes Management ein, das darauf abzielt, die materiellen und immateriellen Kulturerbe-Ressourcen der Insel in Einklang zu bringen.
Neben dem Museum auf der ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island gibt es unzählige Sammlungen von Artefakten, historischen Dokumenten, Fotografien, Kunstwerken und audiovisuellen Materialien, die den Kampf für Freiheit und Demokratie dokumentieren. Diese befinden sich im Mayibuye-Archiv der University of Western Cape, das eines der größten Archive des Landes zum Befreiungskampf während der Apartheid ist.